Ein Vater verbringt einen schönen Abend mit seiner Familie. Alle sitzen am Küchentisch. Seine Frau ist gut gelaunt und die Pizzen, die sie bestellt hatten schmecken wunderbar. Die Kinder erzählen von ihren Erlebnissen bei dem Ausflug, den sie heute miteinander gemacht hatten und ihre Augen leuchten. Das warme Licht des Sonnenuntergangs fällt durchs Fenster und erfüllt den Raum. Der Duft des Nachtischs schwebt schon in der Luft.
Der Vater ist glücklich und denkt sich, die Zeit solle doch nicht immer dann so schnell vergehen, wenn’s gerade am schönsten ist.
Er fragt sich, ob man da nicht vielleicht etwas tun könnte, holt sein Handy heraus und beginnt zu googeln. Er sucht lange rum und findet schließlich wissenschaftliche Studien zur Wahrnehmung von Zeit.
Er liest, dass Blau die Zeit verlangsame. Er schließt die Vorhänge und wickelt ein blaues Tuch um die Deckenlampe.
Er liest, dass bei Hitze die Zeit schneller vergehe und dreht die Heizung runter.
Er liest, dass Gute-Laune-Musik die Zeit langsamer verstreichen lasse und legt ein bisschen Smooth Jazz auf.
„He, Papa!“, beschwert sich seine Tochter. „Was soll denn das? Ich kann fast nix mehr sehen!“
„Papa!“, protestiert sein Sohn. „Mir ist kalt!“
„Schatz,“, sagt seine Frau zögerlich. „Es tut mir leid, aber ich hasse Smooth Jazz.“
„Und überhaupt!“, beschwert sich wieder seine Tochter. „Wieso hängst du denn die ganze Zeit am Handy rum?!“
Der Vater schaut sich verwundert um und merkt, dass sich die gute Stimmung von vorher in Luft aufgelöst hat.
Er schmunzelt und öffnet die Vorhänge, nimmt das blaue Tuch von der Lampe, dreht die Heizung auf und macht den Smooth Jazz aus.
Naja, denkt er sich als er gerade den Nachtisch holen geht. Einen Versuch war´s wert.
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